Vincent spürt, dass er Katja verletzt hat. Seine Entschuldigung war aufrichtig, doch seine anschließende Flucht – das bewusste Meiden jeder Begegnung – hinterlässt bei beiden eine Leere. Während er sich in seine Arbeit stürzt, ringt Katja mit ihren widersprüchlichen Gefühlen. Die Begegnung in der Küche, als sie ihn und Fanny lachend zusammen sieht, bricht endgültig den Damm. Das vertraute Lächeln, das sanfte Streichen von Vincents Hand über Fannys Arm – es sticht wie ein Messer in ihr Herz.
Verwirrt und erschüttert zieht sich Katja zurück. Sie will sich selbst nicht eingestehen, was sie fühlt. Ist es Eifersucht? Oder… ist es mehr? Ihre Gedanken kreisen unaufhörlich um Vincent – seine Stimme, seine Nähe, seine Verletzlichkeit hinter der rauen Fassade.
In einem Moment der Verzweiflung sucht sie das Gespräch mit Fanny. Fanny, überraschend verständnisvoll, hört geduldig zu. Mit sanfter Stimme bringt sie Katja zum Nachdenken: „Manchmal denkt man zu viel. Und verliert dabei das Wertvollste – sein eigenes Herz.“
Diese Worte hallen in Katjas Seele nach. Zum ersten Mal erlaubt sie sich, ehrlich zu sich selbst zu sein: Ja, sie liebt Vincent. Und wenn sie jetzt nichts tut, könnte sie ihn für immer verlieren.
Mit neuem Mut macht sie sich auf die Suche. Die Dämmerung legt sich bereits über den Fürstenhof, als Katja Vincent schließlich draußen auf der Terrasse entdeckt. Er steht alleine da, den Blick in die Ferne gerichtet, die Schultern schwer von unausgesprochenen Gefühlen.
Zögernd tritt sie näher.
„Vincent?“, flüstert sie.
Er dreht sich um, überrascht, und sofort liegt diese unausweichliche Spannung zwischen ihnen in der Luft.
„Katja… ich wollte dir Raum geben“, sagt er leise. „Ich wollte dir nicht noch mehr wehtun.“
Katja lächelt traurig. „Aber genau das hast du getan.“ Sie macht einen Schritt näher. „Weißt du, ich habe immer gedacht, dass ich stark bin. Dass ich keine Gefühle zulassen darf, weil sie mich schwach machen. Aber ich habe mich geirrt.“
Vincent sieht sie an, seine Augen voller Fragen, Hoffnung und Angst zugleich.
„Ich habe Angst gehabt, Vincent. Angst vor dem, was du in mir auslöst“, gesteht sie. „Aber heute habe ich erkannt, dass es nicht darum geht, keine Angst zu haben. Sondern darum, trotzdem zu kämpfen.“
Ein Zittern geht durch Vincents Körper. Die Fassade des distanzierten Mannes bröckelt.
„Katja… ich…“, setzt er an, doch sie unterbricht ihn sanft, indem sie seine Hand nimmt.
„Ich liebe dich, Vincent. Und ich will nicht länger weglaufen.“
Für einen Moment scheint die Welt stillzustehen. Vincent sucht in ihren Augen nach Zweifel – findet aber nur Ehrlichkeit und eine stille Entschlossenheit. Ein rohes, echtes Gefühl.
Er zieht sie zögernd in seine Arme, als könne er es kaum glauben. Katja legt den Kopf an seine Brust, hört seinen schnellen Herzschlag, spürt seine Wärme, seine Unsicherheit – und seine Freude.
„Ich liebe dich auch, Katja“, flüstert er schließlich. „Mehr, als ich je zu hoffen gewagt hätte.“
Tränen laufen über Katjas Wangen, Tränen der Erleichterung, der Freude und der Befreiung. Nach all den Missverständnissen, den Zweifeln, den Mauern aus Angst, stehen sie endlich voreinander – ehrlich, verletzlich, bereit, ein neues Kapitel zu beginnen.
In diesem Moment erscheint Fanny in der Tür. Sie lächelt leise, als sie die beiden sieht, dann zieht sie sich diskret zurück. Sie weiß, dass ihre Rolle erfüllt ist: Sie hat zwei verlorene Herzen zusammengeführt.
Doch die Herausforderungen enden hier nicht. In den kommenden Tagen wird Katja lernen müssen, was es heißt, einem anderen Menschen wirklich zu vertrauen. Und Vincent wird sich seinen eigenen Dämonen stellen müssen – jenen Fehlern der Vergangenheit, die noch immer zwischen ihnen lauern.
Dennoch: Der erste, wichtigste Schritt ist getan. Sie haben ihre Gefühle nicht länger verleugnet. Sie haben ihr Herz sprechen lassen – und einander gefunden.
Während die Nacht über den Fürstenhof hereinbricht, wissen Katja und Vincent: Der Weg wird nicht leicht sein. Aber diesmal werden sie ihn gemeinsam gehen.
Hand in Hand. Herz an Herz.