Es schalten immer noch jede Woche rund vier Millionen Zuschauer ein: Die ARD-Krankenhausserie „In aller Freundschaft“ ist einer der letzten Dauerbrenner des deutschen Fernsehens. Seit dem Start am 26. Oktober 1998 liefen 1092 Folgen, immer dienstags um 21 Uhr. Fixpunkt im Sachsenklinik-Kosmos ist Thomas Rühmann alias Dr. Roland Heilmann. Am 11. Mai wird der ostdeutsche Schauspieler 70 Jahre alt. Zeit, Abschied zu nehmen und in Rente zu gehen? Am Montag fällt der MDR eine Entscheidung.
Seit 27 Jahren – seit der ersten Folge – ist Thomas Rühmann bei „In aller Freundschaft“ dabei. Ein Ende der Krankenhausserie ist bislang nicht in Sicht. Genauso lange betreibt Rühmann im Oderbruch, am östlichen Rand Deutschlands, sein „Theater am Rand“. Außerdem macht er Musik. „Ich habe einfach keine Gelegenheit, kürzerzutreten – und das ist ein gutes Gefühl“, sagt er. Es sei ermutigend, auch im Alter noch zulegen zu können.
Rühmann wurde in Osterburg in der Altmark in eine Großfamilie mit fünf Schwestern und einem Bruder hineingeboren. Er wuchs in Magdeburg auf. Als er sich für eine Schauspielausbildung entschied, habe sein Vater damals gesagt: „Klar, einer von den Rühmanns kann ja auch mal Künstler werden“, erzählt er.
Ob er auch seinem heute 17-jährigen Sohn eine Schauspielkarriere nahelegen würde? „Ich empfehle ihm das nicht, aber wenn er mit so einem Gedanken kommt, dann würde ich ihn unterstützten“, sagt Rühmann. Wenn er selbst nicht Schauspieler geworden wäre, dann wäre er wahrscheinlich Lehrer geworden.
Wenn Thomas Rühmann auf die Rente angesprochen wird, wehrt er freundlich ab. „Ich kann das gar nicht denken“, sagt der Schauspieler, der am 11. Mai seinen 70. Geburtstag feiert – und beschäftigt ist wie eh und je.
An seinen ersten Drehtag bei der Sachsenklinik-Serie könne er sich noch gut erinnern, erzählt Rühmann. Er sei zum Drehort gekommen, habe keinen Stuhl gehabt und sich einfach einen herumstehenden gegriffen. „Da kam ein Mann auf mich zu und sagte: Thomas, das ist jetzt ein Fehler. Das ist mein Stuhl!“ Der Mann sei der Regisseur Bernhard Stephan gewesen – und den Stuhl des Regisseurs zu nehmen „ein absoluter Tabubruch“. „Aber Bernhard Stephan war nicht nachtragend. Wir haben dann super miteinander gearbeitet.“
Obwohl er nun schon so lange im Fernsehen als Arzt zu sehen ist, habe er in all den Jahren fast nichts über Medizin gelernt. Das lehne er auch ab, weil er es vermessen finde, sagt Rühmann. „Schauspieler spielen Beziehungen zwischen Figuren, aber sie spielen keinen Beruf.“ Doch eine kleine Einschränkung macht er dann noch: „Ich sage jetzt nicht mehr blauer Fleck, sondern Hämatom. Also habe ich doch was gelernt.“
Dass Rühmann keinen Gedanken an einen Ruhestand verschwendet, liegt auch am MDR. Immer wieder haben die Verantwortlichen des Senders sich dafür entschieden, „In aller Freundschaft“ fortzusetzen. Fast 1100 Folgen sind bislang gezeigt worden. Produziert wird die Serie von Saxonia Media. An diesem Montag (4. Mai) soll der MDR-Rundfunkrat über eine erneute Verlängerung entscheiden.
Seinen runden Geburtstag will der Schauspieler ordentlich feiern – und zwar in seinem Theater am Rand in Oderaue, das ganz nah an der Grenze zu Polen liegt. „Ich habe einfach alle eingeladen, Familie, Freunde, auch Saxonia Media und die Stiftung Mitteldeutsche Kinderkrebsforschung. Also viele, viele, Leute. Wir machen uns einen herrlichen Maiabend mit vielleicht offenem Theater. Mit befreundeten Musikern sitzen wir auf der Bühne und legen los. Und das nennen wir: Rühmann 7.0.“