Peter Proske-Clayton über das „Sturm der Liebe“-Jubiläum: „Eine unglaubliche Leistung von allen Beteiligten“

Die von einer treuen Fangemeinde getragene ARD-Daily „Sturm der Liebe“ feiert diesen Sommer 20. Jubiläum. Sie ist die erfolgreichste werktäglich laufende TV-Serie Europas. Auf diesem Erfolg ruht sich Produzent Peter Proske-Clayton und sein Team von Bavaria Fiction nicht aus. Über Evergreen-Qualitäten, Engagement & Leidenschaft in der „Sturm“-Family spricht Proske-Clayton im großen Jubiläums-Interview.

Bei Wikipedia steht: „Sturm der Liebe“ gilt als erfolgreichste werktäglich laufende Fernsehserie Europas. Stimmt das?

Peter Proske-Clayton: 😄 Nach meiner Kenntnis ist das völlig richtig: „Sturm der Liebe“ ist die erfolgreichste werktäglich laufende TV-Serie Europas. Und das seit vielen Jahren.

Können Sie ein paar Zahlen nennen? In wie viele Länder ist die Serie z.B. verkauft… 

Peter Proske-Clayton: Bis dato wurde „Sturm der Liebe“ in 51 Länder verkauft. Die Vermarktung läuft über die Bavaria Media. Gedreht wurden bis heute über 4 500 Folgen, also 216 000 Sendeminuten. Begonnen hat „Sturm der Liebe“ im Jahr 2005 mit Bea Schmidt als Initiatorin und langjähriger Produzentin. Dr. Peter Süß war Headautor. Ich habe als Produktionsleiter angefangen. Dass wir täglich 48 Minuten abdrehen, ist eine unglaubliche Leistung von allen Beteiligten und ein elementarer Teil für den Erfolg des Formats. Es gab zum Beispiel keinen einzigen Dreh

tag ohne abgenommenes Drehbuch!

Das wäre unpraktisch bei einer Daily…

Peter Proske-Clayton: Absolut. Aber ich habe es durchaus bei anderen Produktionen schon erlebt, dass die Bücher nicht rechtzeitig fertig werden – und dann steht man mit einem hundertköpfigen Team da, und das wird dann teuer. Bei „Sturm der Liebe“ haben wir seit 20 Jahren unsere abgenommenen Bücher – gute Bücher! – immer pünktlich bekommen. Die Dramaturgie hat von Anfang an funktioniert. Entsprechend gut ist die Zusammenarbeit in allen nachgelagerten Departments. Das Team ist gut aufgestellt, klar strukturiert und arbeitet Hand in Hand.

Peter Proske-Clayton wird Produzent bei "Sturm der Liebe" | Bavaria Film  GmbH

„Unsere Serie ist ein modernes Märchen.“

Stark ist auch, dass Schauspieler wie Antje Hagen und Dirk Galuba immer noch dabei sind…

Peter Proske-Clayton: Das freut uns ganz besonders. Beide sind seit Anbeginn dabei und immer noch ein wichtiger Teil des „Sturms“. Und ich finde es beeindruckend, dass sie mit ihren 86 bzw. 84 Jahren immer noch zwei- bis viermal die Woche bei uns vor der Kamera stehen und sich diese Menge an Text merken können. Gemeinsam mit Sepp Schauer, der auch seit dem ersten Drehtag dabei ist, sind sie das Herzstück unserer Daily.

Sie kennen die Daily, die nun ihr 20-jähriges Jubiläum feiert, vermutlich mit am längsten. An was machen Sie die Evergreen-Qualitäten dieses Formats fest?

Peter Proske-Clayton: Unsere Serie ist ein modernes Märchen mit einem entscheidenden Key-Element: In jeder Staffel gibt es ein neues Traumpaar. Neben anderen Geschichten, die wir neu erfinden und entwickeln dürfen, ist das ein wichtiges Asset, das die Serie spannend hält. Unsere Traumpaare zeichnen sich auch durch ihre große Bandbreite aus, mit der man in jeder Staffel ein frisches Kapitel aufschlagen kann. Und da lassen wir uns durchaus neue Ideen einfallen. Nicht immer ist das Traumpaar von Anfang an klar, es gibt den „wrong man“ bzw. die „wrong woman“. So kann man die Fans auf eine falsche Fährte locken und erzeugt Spannung.

Sie sind vom Produktionsleiter zum Produzenten des Formats aufgestiegen. Was verlangt eine Daily-Produktion von einem Produzenten? Welche Skills sind gefragt – im Unterschied zu anderen Formaten?

Peter Proske-Clayton: Ich komme ursprünglich aus der Aufnahme- und Produktionsleitung. Als ich noch Produktionsleiter von „Sturm der Liebe“ war, hat sich bereits abgezeichnet, dass es nicht ausreicht, nur auf seine Kalkulationen zu schauen. Es ist entscheidend, die Inhalte mit den Zahlen zu verknüpfen. Man muss die Drehbücher kennen – vielleicht nicht bis ins kleinste Detail, aber man muss ein Gefühl für den Inhalt entwickeln und verstehen, was man kalkuliert. Das ist über die letzten Jahre immer wichtiger geworden. Nur so kann man den Job gut und vernünftig ausüben und wirtschaftlichen wie kreativen Anforderungen gerecht werden. Kreative Arbeit hat mich schon immer begeistert. Nach dem Abschied von Bea Schmidt bot sich mir die Möglichkeit, zunächst als ausführender Produzent an der Seite von Marcus Ammon zu arbeiten und seit Anfang 2025 die Rolle des alleinverantwortlichen Produzenten zu übernehmen. Jetzt kann ich noch kreativer arbeiten. Besonders hervorheben möchte ich die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unserer Headautorin Claudia Köhler und unserem Casting Director Till Zink. Letztendlich halte ich nun noch mehr Fäden in der Hand, die ich jedoch in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen verknüpfe.

Sturm der Liebe“-Jubiläum: ARD stellt neues Traumpaar vor
„Sturm der Liebe“ feiert 20. Jubiläum (Credit: ARD/Christof Arnold)

In welche Richtung ziehen Sie denn die Fäden?

Peter Proske-Clayton: Wenn man den Verlauf der letzten ein bis zwei Jahre „Sturm der Liebe“ anschaut, ist uns durchaus eine Verjüngung gelungen. Die Kunst bei solchen Formaten wie „Sturm der Liebe“ ist, die Älteren nicht zu verlieren, aber junge Zuschauer*innen dazuzugewinnen. Sowohl über die Mediathek als auch über Social Media gelingt uns das sehr gut. Besonders stolz bin ich, dass wir seit zwei Monaten einen „Sturm der Liebe“-TikTok-Account haben, dessen Abrufzahlen bereits ordentlich nach oben schießen!

Vor dem Hintergrund einer sanften Modernisierung: Wie geht denn das Autorenteam bei den Geschichtsfindungen vor?

Peter Proske-Clayton: Bei uns beginnt eine Staffel immer mit den Future-Tagen. Davon halten wir etwa zwei pro Staffel ab, bei denen sich zwischen 10 und 13 Autor*innen unter Leitung unserer Headautorin versammeln. Dann wird gebrainstormt: Wo will man die nächsten vier bis sechs Monate hin? Welchen Bogen finden wir in den Geschichten? Da entstehen tolle kreative Ideen, die man dann intern weiter bespricht. Einige werden weiterentwickelt, andere verworfen, manchmal auch, weil sie im aktuellen Kontext nicht stimmig sind. Bei Corona haben wir bewusst die Konflikte reduziert, weil wir dem allgemeinen Bedürfnis nach Harmonie und Abschalten aus dem Alltag nachkommen wollten. Wir haben langsamer und weicher erzählt. Aktuell erzählen wir wieder mit mehr Tempo, deutlich konfliktfreudiger und schärfer. Wir arbeiten ebenfalls daran, dass wir in der Sprache mutiger und moderner werden. Früher war es auch völlig ausgeschlossen, dass eine Figur ein Tattoo hat. Für solche Dinge haben wir uns geöffnet, um die Serie zeitgeistiger erscheinen zu lassen, ohne die Grundlage zu zerstören. Wir überstürzen nichts, sondern Veränderungen geschehen in einem laufenden Prozess.

Inwiefern wird auch Feedback der Fans berücksichtigt?

Peter Proske-Clayton: Wir bekommen viele Zuschriften, extrem viel Rückmeldung erhalten wir natürlich über unsere Social Media-Kanäle. Das Feedback ist sehr wertvoll, dennoch ist es wichtig, hinter seinen Entscheidungen zu stehen. Wie oft haben wir erlebt, dass Fans auf Änderungen erst einmal mit Entsetzen reagiert haben, wir später aber mit allergrößtem Lob bedacht wurden. Auf jeden Fall haben die Fans heutzutage mehr Möglichkeiten, sich miteinander auszutauschen und uns ihre Meinung mitzuteilen. Früher wurden mehr Briefe geschrieben, heute sind wir stark bei Instagram, Facebook, TikTok und auf YouTube vertreten und verzeichnen sehr hohe Abruf- und Followerzahlen.

„Das Verhältnis zur ARD Degeto, WDR und BR war von Anfang an kollegial und wertschätzend.“

Ihr Format ist eine Grüne Produktion, eigentlich fast schon Standard in der Branche. Sicherlich haben aber auch Sie mit steigenden Produktionskosten zu kämpfen, wie alle Kollegen. Wie geht man damit bei „Sturm der Liebe“ um? 

Peter Proske-Clayton: Auf unser Green Label legen wir sehr viel Wert, auch wenn es bei der Kostenreduzierung nicht immer hilfreich ist. Hier kommt uns aber zugute, dass wir nicht viel reisen, feste Motive haben und auf dem Bavaria-Gelände Ökostrom nutzen und mit Tiefengeothermie heizen können. Der Kostendruck ist natürlich spürbar. Die Kunst besteht darin, Strukturen noch intensiver zu hinterfragen und durchdacht zu optimieren. Für mich gibt es kein „geht nicht“ – es gibt immer einen Weg, gemeinsam im Team Strukturen effizienter zu gestalten. Trotz des finanziellen Drucks dürfen wir nie vergessen, dass wir mit Menschen arbeiten. Der Filmjob war schon immer anspruchsvoll, und obwohl sich vieles verbessert hat, bleibt er zeitaufwändig.

Spielt KI bei Ihnen schon eine Rolle?

Peter Proske-Clayton: Die Entwicklung der KI geht unglaublich rasant und an keinem vorbei. Daher haben wir entsprechende Bavaria Arbeitsgruppen gebildet, um den Einsatz von KI verantwortlich, rechtssicher und ganzheitlich anzugehen. Für mich ist ein guter Ansatz, sich zu überlegen, welche gezielten Bausteine innerhalb der Produktion man neu durchdenken könnte. Ich bin überzeugt, dass dank KI künftig Ressourcen frei werden, die man dann wieder anderswo einsetzen kann.

Wie hat sich das Verhältnis zum treuen Auftraggeber ARD in all den Jahren entwickelt?

Peter Proske-Clayton: Das Verhältnis zur ARD Degeto, WDR und BR war von Anfang an kollegial und wertschätzend. Tolle Partner, mit denen wir Verhandlungen auf Augenhöhe führen. Für beide Seiten sind die Zeiten nicht einfacher geworden. Aber wir haben immer einen gemeinsamen Weg gefunden. Besonders hervorheben möchte ich die Zusammenarbeit mit Nils Wohlfarth von WDR, Lara Okamoto vom BR und Kirsten Frehse von der ARD Degeto, die von einem sehr guten Austausch geprägt ist.

Wie sieht es denn mit der weiteren Beauftragung aus? Wie weit im Voraus werden da Gespräche geführt?

Peter Proske-Clayton: Der aktuelle Vertrag läuft bis Ende 2026. Wir brauchen natürlich einen gewissen Vorlauf, von daher denke ich, dass wir die ersten Gespräche gegen Jahresende führen werden.

Das non-lineare Gucken wird immer wichtiger. Wie hat sich das bei „Sturm der Liebe“ entwickelt? Non-linear vs. linear?

Peter Proske-Clayton: Es ist kein Geheimnis, dass die Mediathek immer wichtiger wird, weil sie jüngere Zielgruppen anspricht. 2024 hatten wir 151 Millionen Abrufe in der Mediathek – das unterstreicht unsere Bemühungen, zeitgemäß zu erzählen.

Was geht ab bei den Fantagen auf dem Gelände der Bavaria? Warum sind Sie immer ein besonderes Event?

Peter Proske-Clayton: Fantage sind wirklich etwas ganz Besonderes, weil wir hier unsere Fans hautnah erleben können. Die rund 1000 Karten sind innerhalb weniger Minuten verkauft und sehr viele Menschen reisen von weit an, um einmal ihre Stars zu sehen und hinter die Kulissen blicken zu können. Bei dem diesjährigen Event ist mir besonders aufgefallen, dass uns sehr viele junge Menschen besucht haben. Das zeigt uns wiederum, dass unsere Bemühungen, die Serie zu verjüngen, Früchte trägt. Übrigens gibt es auch in anderen Ländern Fantage – legendär waren sie in Italien, wo „Tempesta d’amore“ in der Primetime läuft und sich großer Beliebtheit erfreut. Als wir dort vor Ort waren, herrschte eine Stimmung wie bei einem Festival.

Was wünschen Sie sich für die nächsten 20 Jahre „Sturm der Liebe“?

Peter Proske-Clayton: Ich wünsche mir, dass wir weiterhin Geschichten erzählen dürfen, die Menschen bewegen – egal ob vorm TV oder in der Mediathek. Um die Serie modern und zeitgemäß zu halten, müssen wir weiterhin gezielt an den richtigen Stellschrauben drehen, ohne dabei unseren USP, unsere emotionale, märchenhafte Erzählweise, aus den Augen zu verlieren.

Das Gespräch führte Barbara Schuster

Zahlen & Fakten zu 20 Jahre „Sturm der Liebe“

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Der Fürstenhof aus „Sturm der Liebe” (Credit: ARD/Mandfred Laemmerer)

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