„Ich dachte, du fühlst das auch…“
In Lucies Welt ist es für einen Moment vollkommen still. Alles, was zählt, ist dieser eine Kuss. Der Moment mit Ben war zart, aufrichtig, voller Hoffnung. Ein Augenblick, in dem die Zeit stillstand – und mit ihr Lucies jahrelange Zweifel, ihr heimliches Warten, ihr leises Sehnen.
Seit Monaten hat sie sich in den Hintergrund gedrängt. Ben war der gute Kollege, der Freund, der Vertraute – nie greifbar, immer fern genug, um unerreichbar zu sein. Doch mit diesem Kuss schien sich alles zu ändern. Lucie glaubte, endlich gesehen zu werden – nicht nur als die loyale Freundin, sondern als Frau.
Mit pochendem Herzen und zittrigen Händen beginnt sie, sich eine Zukunft auszumalen. Vielleicht war es doch nie nur Einbildung. Vielleicht war es Schicksal. Vielleicht…
Doch dann kommt der Absturz. Hart. Kompromisslos. Und endgültig.
Ben, scheinbar unberührt von dem, was zwischen ihnen geschehen ist, behandelt sie wieder wie zuvor – sachlich, kumpelhaft, fast distanziert. Kein zweiter Blick. Kein Gespräch über das, was passiert ist. Als hätte es nie stattgefunden.
Lucie versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Doch jedes Lächeln fällt schwerer, jede Begegnung brennt tiefer. Ihre Hoffnung, so zart wie Seide, zerreißt zwischen den Worten, die Ben nicht sagt. Zwischen den Berührungen, die nicht kommen. Zwischen den Träumen, die nie erwidert wurden.
In einem stillen Moment mit sich selbst spürt sie, was sie nicht zugeben will: Für ihn war es vielleicht nur ein Moment. Für sie war es alles.
Und während Lucie still zerbricht, ahnt Ben nichts von dem Sturm, den er in ihr ausgelöst hat. Oder vielleicht ahnt er es doch – und schweigt, weil er nicht bereit ist, das auszusprechen, was zwischen ihnen liegt.