„Man ist ein wertvolles Mitglied einer gut geölten Maschine… aber es ist auch ein Käfig.“ – Bernhard Bettermann über seine langjährige Rolle.
Er gehört zum Herzschlag der Sachsenklinik – doch hinter der weißen Arztkittel-Fassade offenbart sich eine andere Realität. Bernhard Bettermann, der seit 2006 in der Erfolgsserie In aller Freundschaft als Dr. Martin Stein auftritt, sprach nun überraschend offen über die Schattenseiten seiner Rolle. Und seine Worte hinterlassen einen nachdenklichen Beigeschmack.
Im „Kölner Treff“ gewährte der Schauspieler seltene Einblicke in seine berufliche Situation. Trotz seiner Beliebtheit und der kontinuierlichen Präsenz auf dem Bildschirm beschreibt er sich als jemanden, der sich manchmal „wie in einem goldenen Käfig“ fühlt. Was viele als Traumjob ansehen, bringt offenbar auch Begrenzungen mit sich: ständig beschäftigt, aber gleichzeitig blockiert für Neues.
Die Aussage, dass es schwierig sei, andere Rollenangebote zu bekommen, überrascht – und doch wirft sie ein Schlaglicht auf eine harte Realität vieler Serien-Stars. Wer sich zu sehr mit einer Figur identifiziert, verliert in den Augen der Branche oft an Wandelbarkeit. So auch Bettermann: „Es ist halt so, dass man permanent beschäftigt ist, aber dass man auch nichts anderes mehr bekommt.“
Dennoch ist der Schauspieler alles andere als passiv. Mit Engagement und Eigeninitiative versucht er, dem „Käfig“ zu entkommen. Theaterrollen, Hörbuchproduktionen, Lesungen und zuletzt sogar ein Regieprojekt gehören zu seinem Repertoire. Besonders stolz ist er auf die Inszenierung des Klassikers „Momo“ mit 30 Kindern – ein Herzensprojekt, das seine künstlerische Vielfalt unterstreicht.
Trotz aller Kritik bleibt In aller Freundschaft für ihn jedoch ein zentraler Bestandteil seines Lebens. Die Serie sei authentisch, das Klima am Set familiär, sagt er – und betont, dass sie ihm viel gegeben habe. Diese Ambivalenz zieht sich wie ein roter Faden durch seine Aussagen: Dankbarkeit für die Stabilität, aber auch der Wunsch nach mehr künstlerischer Freiheit.
Es ist nicht das erste Mal, dass Bernhard Bettermann diese Doppeldeutigkeit offenlegt. Schon vor Jahren sprach er in einem Interview mit Discover Germany davon, wie einfühlsam und doch einschränkend seine Rolle sein kann. Der goldene Käfig, wie er es nennt, ist dabei zum Sinnbild einer Karriere geworden, die zwischen Stolz und Sehnsucht nach neuen Horizonten pendelt.
Für die Fans bedeutet das vorerst jedoch keine Abschiedsstimmung. Martin Stein bleibt – vorerst. Auch wenn er nicht mehr so oft zu sehen ist wie früher, ist seine Figur nach wie vor Teil des Klinikensembles. Und vielleicht ist es gerade diese gelegentliche Distanz zur Rolle, die Bettermann erlaubt, neue Wege zu gehen – ohne ganz loszulassen.
Wie viel Freiheit sollte eine feste Serienrolle bieten – und was schuldet ein Künstler seinem Publikum?