„Ich bin echt froh, dich als Kollegin zu haben.“
Ein einziger Satz – freundlich gemeint, aber für Lucie fühlt er sich an wie ein Stich mitten ins Herz. Denn für sie ist Ben längst mehr als nur ein Kollege.
Lucie steht still in der Nachtluft, der zärtliche Moment der Umarmung zwischen ihr und Ben schon wieder verflogen. Sie weiß, dass sie sich heute Abend viel erhofft hat – vielleicht zu viel. Aber sie kann nichts dafür. Seit Monaten schlägt ihr Herz schneller, wenn Ben den Raum betritt. Sein Lächeln reicht aus, um ihren Tag aufzuhellen, selbst wenn er ihre Gefühle gar nicht kennt.
Der Abend beginnt eigentlich wie eine Geste der Dankbarkeit. Ben lädt Lucie zum Essen ein – ein Dankeschön für ihre harte Arbeit, während er sich um seinen verletzten Sohn Nils kümmern musste und gleichzeitig auf der Hochzeit seiner Schwester Jenny war. Lucie springt ein, übernimmt Projekte, jongliert Termine – alles, damit der Alltag in der Firma weiterläuft. Doch innerlich wünscht sie sich mehr als nur eine professionelle Anerkennung.
Sie sagt sofort Ja zu seinem Angebot, obwohl ihr Inneres rebelliert. Ist das ein Date? Oder einfach nur eine Pflichtschuldigkeit? Schon der Gedanke lässt sie nervös werden. Und doch lässt sie sich darauf ein. Zuhause bereitet sie sich sorgfältig vor – das dunkelgrüne Kleid, das ihre Augen leuchten lässt, ein Hauch Parfüm, die Haare offen. Als sie das Haus verlässt, spürt sie Hoffnung, dieses gefährliche, bittersüße Gefühl.
Im Restaurant empfängt sie ein Meer aus Kerzenlicht und gedämpften Klängen. Eine Kulisse wie aus einem Liebesfilm. Und Ben? Locker, charmant wie immer, aber ohne erkennbare Absichten. Sie lachen, teilen sich eine Flasche Wein, tauschen Erinnerungen aus dem Büroalltag – alles fühlt sich vertraut an. Fast wie ein erstes Date. Fast.
Doch dann kommt der Satz. „Ich bin echt froh, dich als Kollegin zu haben.“
Ein Wort genügt, um die Illusion zum Platzen zu bringen. Kollegin. Nicht Freundin. Nicht „die Eine“. Für Lucie bricht innerlich eine Welt zusammen – auch wenn sie es sich nicht anmerken lässt. Sie trinkt weiter, lächelt, spielt mit, obwohl sie am liebsten weinen würde. Als der Tiramisu serviert wird, sagt sie sich selbst, dass allein dieser Abend ein kleiner Sieg ist – zwei Menschen, allein, unter Kerzenlicht.
Am Ende begleitet Ben sie noch hinaus. Die Sterne funkeln über ihnen, der Moment ist still, fast romantisch. Doch statt eines Kusses kommt ein Danke. Statt einer Liebeserklärung eine Umarmung. Und doch – in diesem kurzen Zögern beim Loslassen, in seinem Blick, der ein wenig länger verweilt als nötig – liegt eine Spur Hoffnung.
Vielleicht ist es nur Einbildung. Vielleicht auch nicht. Für heute geht Lucie nach Hause mit einem gebrochenen Herzen, aber auch mit einer Hoffnung, die nicht ganz sterben will. Hoffnung auf mehr. Auf irgendwann.
Glaubt ihr, dass aus Lucie und Ben doch noch mehr werden kann? Oder bleibt sie für ihn nur “die Kollegin”?