Am 11. Mai feiert Thomas Rühmann einen bedeutenden Geburtstag: der Schauspieler, der seit 27 Jahren die Rolle des Dr. Heilmann in der ARD-Serie In aller Freundschaft verkörpert, wird 70 Jahre alt. Doch der Schauspieler, der als einer der erfolgreichsten TV-Ärzte Deutschlands gilt, gibt sich bescheiden. „Nur die runden Geburtstage“, sagt er, wenn man ihn nach seiner Vorliebe für Feiern fragt. „Ein paar Tage vorher verstumme ich, aber das große Fest ist dann wie eine Befreiung.“
Rühmanns Karriere ist ein Mosaik aus verschiedenen Facetten, die alle durch eine gemeinsame Quelle verbunden sind: seine Rolle als Chef der Sachsenklinik. Als der TV-Arzt, der stets mit Professionalität und menschlicher Wärme agiert, hat er nicht nur Millionen Zuschauer gewonnen, sondern auch eine Brücke zu seiner eigenen Lebensgeschichte geschlagen.
Der Übergang vom Theater zum Fernsehen – und der Lichtblick von In aller Freundschaft*
Für Rühmann war In aller Freundschaft mehr als nur ein Job. Es war ein Wendepunkt, ein „Licht am Ende des Tunnels“, als er nach der Wiedervereinigung in den schwierigen 1990er Jahren auf der Suche nach einem neuen beruflichen Zuhause war. Die Zeit nach dem Fall der Mauer war für viele Schauspieler aus dem Osten nicht einfach. Engagements im Westen waren rar, und Rühmann, der zuvor im renommierten Berliner Gorki Theater spielte, sah sich gezwungen, sich neu zu orientieren.
„Ich musste mich neu finden“, erklärt Rühmann rückblickend. „Es war eine Phase, in der ich mich immer wieder durchkämpfen musste. Und dann kam das Angebot für In aller Freundschaft. Ein Angebot, das mich aus dieser Dunkelheit herauszog.“ Die Rolle des Dr. Heilmann, ein erfahrener Arzt, der als Fels in der Brandung wirkt, war für Rühmann eine Chance, sich nicht nur als Schauspieler zu beweisen, sondern auch als Symbol für die medizinische Kompetenz und Menschlichkeit, die er in seiner Figur verkörperte.
Die Herausforderung der Langlebigkeit
27 Jahre in einer Serie – eine lange Zeit. Doch Rühmann hat es geschafft, sich mit dieser Herausforderung nicht nur auseinanderzusetzen, sondern sie in seiner eigenen Karriere zu nutzen. In aller Freundschaft hat ihm die Möglichkeit gegeben, eine der wohl bekanntesten Figuren im deutschen Fernsehen zu spielen und gleichzeitig einen unglaublichen Einfluss auf sein eigenes Leben auszuüben.
„Man weiß vorher nicht, dass eine Serie so lange läuft“, reflektiert Rühmann. „Am Anfang ist alles aufregend und neu, aber im Laufe der Jahre kommt es zu Verlusten, zu Abschieden. Wenn man langjährige Kollegen verliert, wie etwa Hendrikje Fitz, die uns viel zu früh verlassen hat, trifft einen das. Es wird dann existenziell, weil man merkt, dass der Beruf nicht nur aus Arbeit besteht, sondern auch aus echten, menschlichen Beziehungen.“
Der Verlust von Hendrikje Fitz, einer engen Freundin und langjährigen Kollegin, hat Rühmann nachhaltig geprägt. Heute singt er bei seinen Konzerten das Lied „Ich liebe Dich“, mit dem er sich an sie erinnert. „Es ist ein Song von Johannes R. Becher, den ich in Erinnerung an Hendrikje bei jedem Konzert singe. Es geht um mehr als nur die Musik. Es geht um die Erinnerung an Menschen, die uns begleitet haben.“
Von der Klinik zur Bühne – und zurück
Obwohl Rühmanns Beruf als Schauspieler untrennbar mit der Rolle des Dr. Heilmann verbunden ist, hat er sich nie nur auf den Ruhm der Serie verlassen. Er hat seine Karriere als vielseitiger Künstler ausgebaut und das Theater nie aus den Augen verloren. Als Geschäftsführer des Theater am Rand und als Musiker hat er sich selbst immer wieder neu erfunden und sich neue Herausforderungen gestellt. Und auch mit 70 Jahren scheint er noch nicht müde zu sein.
„Das, was mich wirklich fit hält, ist das alles, was ich tue“, erklärt Rühmann, wenn er nach seinem Geheimnis für Gesundheit und Vitalität gefragt wird. „Wenn der Kopf in Ordnung ist und man ein zufriedenes Gefühl hat, hält einen das extrem lebendig. Ich versuche, immer aktiv zu bleiben und einmal pro Woche Pilates zu machen oder laufen zu gehen.“
Seine Vielseitigkeit ist auch der Grund, warum die Fans immer wieder zu ihm zurückkehren. „Es geht mir nicht nur darum, als Arzt auf dem Bildschirm zu stehen. Es geht darum, die Menschen in verschiedenen Bereichen zu erreichen – sei es als Musiker oder als Theatermacher.“
Der Arzt, der nicht hypochondrisch wurde
Die Rolle des Dr. Heilmann hat Rühmann in den letzten 27 Jahren unzählige Krankheitsbilder spielen lassen. Doch trotzdem bleibt der Schauspieler davon unberührt. „Nein, ich bin kein Hypochonder“, lacht er. „Das Medizinische in meiner Rolle ist für mich nicht wirklich relevant. Was ich übernommen habe, ist das Wort ‚Hämatom‘. Ich sage nicht mehr blauer Fleck.“
Doch es gibt einen echten Vorteil, den seine Rolle als Arzt mit sich bringt: „Ich komme beim Arzt tatsächlich schneller dran“, erzählt er schmunzelnd. „Ich bin heilfroh, dass ich nur einen Arzt spiele und nicht selbst einer bin!“
Die Auswirkungen des Ruhms
Thomas Rühmann weiß, dass der Ruhm, den er durch In aller Freundschaft erlangt hat, nicht nur Vorteile hat. Die ständige öffentliche Beobachtung gehört ebenso zu seinem Leben wie die Rollen, die er spielt. „Es ist egal, wo ich unterwegs bin. Neulich rief sogar in Peking jemand ‚Herr Doktor Heilmann!‘, aber damit kann ich gut umgehen. Ich strahle ja nicht aus, dass man mir auf die Schulter klopfen soll.“
Trotz allem hat er es geschafft, eine Balance zu finden, zwischen dem, was das Fernsehen ihm gebracht hat, und der Bodenständigkeit, die er nie verloren hat. Die Herausforderung des öffentlichen Lebens und die ständige Beobachtung gehören mittlerweile genauso zu ihm wie seine Rollen.
Der Blick nach vorne
„Ich bin froh, dass ich immer noch etwas zulegen kann“, sagt Rühmann, als er auf seine 70 Jahre zurückblickt. Und in der Tat – Thomas Rühmann hat noch längst nicht alles gesagt. Er bleibt ein Vorbild für viele, ein Schauspieler, der es geschafft hat, seine Kunst und seine Persönlichkeit miteinander zu verbinden und sowohl in der Öffentlichkeit als auch im privaten Leben zu bestehen.
Sein Leben, sowohl vor als auch hinter der Kamera, bleibt faszinierend und weit entfernt davon, in den Ruhestand zu gehen. Fans dürfen sich auch in den kommenden Jahren auf viele weitere Abenteuer mit Dr. Heilmann freuen – und das ist vielleicht das größte Geschenk zum 70. Geburtstag.