„Ich will sie nicht verlieren.“ – Julian sitzt im Biergarten, Tränen glitzern in seinen Augen, während er versucht, Worte zu finden. Worte, die der Angst gegenüber seinem ungeborenen Kind Ausdruck verleihen – das kleine Leben, das bereits heftig gegen seine Hand geboxt hat, bevor es das Licht der Welt sieht.
Bianca – seine Geliebte, die Liebe seines Lebens – kämpft gegen Toxoplasmose während der Schwangerschaft, während Julian schwankt zwischen Hoffnung und panischer Angst. Die kleinste Berührung des Bäuchleins erinnert ihn an alles, was auf dem Spiel steht. Die unbeantwortete Frage: Wird ihre kleine Maus gesund sein? Er hat jede Bewegung gespürt – aber er fürchtet jede Fehlentwicklung, jede mögliche Komplikation.
„Toxoplasmose – ein Risiko, das medizinisch ernst ist. Manche Kinder werden mit Schäden geboren, Mütter sehen gar nichts mehr.“ Das Internet füllt sich mit Berichten, manche tragisch, manche umfassend – doch sie sind subjektiv, unsortiert. Fabian, ein besonnener Arzt in der Runde, mahnt zur Ruhe: Nicht jedes Risiko trifft jeden – und dabei zählen nur Biancas Blutwerte, die aktuell unauffällig sind. Das Baby boxt, Bianca schläft. Und doch: Julian kann sich nicht entspannen.
Parallel dazu wächst eine zweite Konfliktlinie: Georg, ein enger Freund oder Verwandter, scheint sich zu isolieren. Telefonate bleiben unbeantwortet, Sorgen häufen sich. Sein Umfeld spürt ein Ringen. Ist es Krankheit? Trotz? Stolz? Ein letztes Gespräch, Blut auf dem Boden, eine Verletzung: Die Angst weicht Ratlosigkeit – und dem Drang, hinter die Fassade zu schauen. Julians Gefühle spiegeln sich: tiefes Besorgtsein – und das Bedürfnis, Nähe und Wahrheit zu suchen.
Und dann ist da noch die Frage von Verletztheit und Vergebung: Lautes, ungeordnetes Liebeschaos zwischen familiären Bindungen und Kräften, die stärker sind als Schmerz. Wer verräumt wen? Wie hält man Empathie aus, wenn Nähe auch Verzweiflung bedeutet?
In diesem Geflecht aus Angst, Hoffnung, körperlichen Symptomen und psychischer Belastung schildert das Stück „Die Landarztpraxis“ eindringlich, wie fein unser Leben zwischen dem Atem des Schicksals und dem Lächeln eines ungeborenen Kindes liegt.
Offene Frage zum Abschluss:
Hat Julian Recht, so viel Angst zu haben – oder wäre Gelassenheit besser? Und wie würdest du auf Georgs Rückzug reagieren: mit Verständnis oder Konfrontation?