„Der Rollstuhl war wie ein Planet – immer um mich herum, aber ich wollte ihn nie berühren.“
Mit diesen eindringlichen Worten blickt Tan Caglar heute auf die dunkelste Zeit seines Lebens zurück. Für viele ist er der witzige, sympathische Arzt aus In aller Freundschaft. Doch was kaum jemand weiß: Tan hat einen Schicksalsschlag überlebt, der ihn fast gebrochen hätte.
Spina bifida – eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule – begleitete ihn schon sein Leben lang. Doch erst mit 25 Jahren wurde die Diagnose zur bitteren Realität: Er konnte nicht mehr ohne Rollstuhl leben. Für den jungen Mann, der sich bis dahin an jedem Tag ins Leben gekämpft hatte, war das ein Bruch – ein körperlicher, aber noch viel mehr ein seelischer.
Was folgte, war keine Transformation, sondern ein Absturz. Vier Jahre Dunkelheit. Depression, Isolation, das Gefühl, nichts mehr wert zu sein. Tan zog sich zurück, verlor den Lebensmut – bis ein Mensch den ersten Funken Hoffnung zurückbrachte: ein Physiotherapeut. Der Mann, der ihn zum Rollstuhlbasketball brachte – und damit zu einem neuen Lebenssinn.
Der Sport veränderte alles. Auf dem Platz fand Tan wieder Zugang zu sich selbst. Nicht mehr als Patient, sondern als Kämpfer. Als Teil eines Teams. Diese Erfahrung brachte ihn nicht nur zurück ins Leben – sie katapultierte ihn auf die Bühne.
Als Comedian lernte er, über sich selbst zu lachen – und andere mitzureißen. Schon bald folgten Fernsehauftritte, Interviews, Engagements. Und schließlich: die Rolle seines Lebens. Dr. Ilay Demir in In aller Freundschaft. Ein Arzt, der Menschen heilt – gespielt von einem Mann, der sich selbst heilen musste.
Viele Zuschauer sind überrascht, wenn sie erfahren, dass Tan im echten Leben im Rollstuhl sitzt. Denn er zeigt keine Schwäche – sondern Mut. Humor. Klarheit. Und vor allem: Würde. Er lebt Inklusion nicht als Schlagwort, sondern als Haltung.
Auch privat scheint für ihn die Sonne wieder. Anfang 2025 zeigte er sich erstmals öffentlich mit einer neuen Partnerin – ein selten intimer Moment für den sonst sehr privaten Schauspieler. „Wenn, dann jetzt“, sagte er auf dem roten Teppich – und lächelte.
Tan Caglar ist heute mehr als ein TV-Star. Er ist ein Symbol. Für Hoffnung. Für Aufstehen trotz Rückschlag. Für Sichtbarkeit und Selbstbestimmung.
Wie geht man weiter, wenn alles verloren scheint? Vielleicht genau so, wie er es getan hat: ehrlich, mutig – und Schritt für Schritt zurück ins Licht.