„Lächeln bedeutet nicht, dass es einem gut geht. Ich kämpfe – jeden Tag.“ Mit diesen Worten ließ Tan Çaglar, der beliebte Schauspieler aus In aller Freundschaft, die Fassade einstürzen, die viele Fans für unerschütterlich hielten. Die schwarz-weiße Aufnahme, die er auf Instagram postete, ist still. Sein Blick: nachdenklich, schwer. Doch das Echo dieser wenigen Worte war laut – ein Aufschrei inmitten des Schweigens über psychische Gesundheit.
Bekannt als der charmante und empathische Dr. Ilay Demir, hat Tan Çaglar mit seiner Rolle nicht nur Herzen berührt, sondern auch Barrieren eingerissen. Als erster festangestellter Rollstuhlfahrer im deutschen Fernsehen wurde er zur Ikone des Mutes, der Inklusion, der Positivität. Doch nun gibt er zu: Auch jene, die auf der Bühne strahlen, können im Verborgenen zerbrechen.
Im Gespräch mit einem deutschen Magazin enthüllte der 44-Jährige, wie leer sich sein Erfolg manchmal anfühlte. Er, der Comedian, Sportler, Redner – brachte Menschen zum Lachen, während ihn im Innersten eine stille Dunkelheit verschlang. „Ich habe Applaus bekommen – und bin dann allein im Hotelzimmer in Tränen zusammengebrochen“, sagte er. Es ist ein Bild, das den Kontrast zwischen öffentlicher Rolle und innerem Kampf schmerzhaft deutlich macht.
Doch nicht alles war verloren. Tan beschreibt die Dreharbeiten zu In aller Freundschaft als seinen Anker. Das Team, allen voran Thomas Rühmann und Alexa Maria Surholt, sei für ihn „wie eine zweite Familie“ gewesen. In den langen Tagen am Set fand er eine Struktur, die ihn auffing – zumindest für einen Moment. Doch der wahre Wendepunkt kam erst später: Er entschied sich, Hilfe zu holen.
Heute ist Tan in Therapie – und er hat einen klaren Appell: „Depression ist keine Schwäche. Es ist eine Krankheit. Und man kann sie behandeln.“ Diese Worte sind nicht nur seine persönliche Erkenntnis, sondern eine Botschaft an unzählige andere, die im Stillen leiden. Er spricht davon, leben zu wollen – nicht nur zu existieren.
Die Reaktionen auf seine Offenheit ließen nicht lange auf sich warten. Unter seinem Post sammelten sich tausende Kommentare, voller Mitgefühl, Anerkennung und Unterstützung. Kolleg:innen, Fans, Wegbegleiter – sie alle senden ihm Kraft. Viele berichten, wie sehr sie sein Mut berührt hat. Und vielleicht, so hofft er, motiviert er damit jemanden, den ersten Schritt zu machen.
In einer Welt, die so oft nach außen perfekt erscheinen muss, erinnert uns Tan Çaglars Geschichte daran, dass echter Mut nicht in Stärke, sondern in Verletzlichkeit liegt. Dass jeder, unabhängig von Status oder Ruhm, Hilfe brauchen kann. Und dass das Eingeständnis einer inneren Not nicht das Ende, sondern der Anfang eines neuen Kapitels sein kann.
Was können wir tun, um unsere Helden nicht nur zu feiern, sondern auch zu hören – wirklich zu hören – wenn sie leise um Hilfe rufen?