„Ich kann sie nicht einfach so gehen lassen…“
Mit dieser stillen Einsicht beginnt eine Doppelfolge, die zu den intensivsten Momenten von Die Landarztpraxis zählt. 28. Juni 2025 – zwei neue Episoden, zwei emotionale Wendepunkte. Zwei Herzen, die auf sehr unterschiedliche Weise brechen.

In Folge 121 – „Herzensangelegenheit“ steht die frisch verlobte Ella im Zentrum. Ihr Herz rast. Nicht aus Freude – sondern aus Angst. Aus Überforderung. Und aus der leisen Panik, dass sie sich selbst in der Rolle der Braut verliert. Dr. Chris Weber, der als Arzt eigentlich Distanz wahren sollte, merkt schnell, dass Ellas Zustand mehr ist als ein medizinischer Fall. Es ist ein inneres Beben. Psychosomatisch. Stressbedingt. Aber beängstigend echt.

Fabian ist sofort alarmiert. Zwischen professioneller Sorge und persönlichen Erinnerungen an vergangene Fehler schwankt er – doch es ist Chris, der den entscheidenden Schritt geht: Er begegnet Ella nicht mit Medikamenten, sondern mit Verständnis. Mit einem leisen Ton, mit Worten, die mehr heilen als jede Spritze. In einem Moment, der fast zu intim wirkt, beruhigt er sie – und gleichzeitig sich selbst. Denn was Ella durchmacht, berührt auch ihn. Tief. Vielleicht, weil er selbst mehr Herz in seine Arbeit legt, als er zeigen will.

Und dann kommt Folge 122 – „Abschied und Neubeginn“.
Linda, eine Frau mit Wunden hinter der Stirn, sieht sich plötzlich allein. Mark, ihr langjähriger Kollege, Freund und einstiger Mentor, verlässt die Praxis. Ohne Drama. Ohne Vorwarnung. Einfach so. Für Linda ist es mehr als ein beruflicher Einschnitt – es ist ein emotionaler Bruch. Sie fühlt sich verraten. Haltlos. Leer.

Doch gerade in dieser Leere entdeckt sie etwas Neues: Mut. Verantwortung. Und ein Ziel. Sie beschließt, die Leitung der therapeutischen Gesprächsrunden zu übernehmen – ein Schritt, der alles verändert. Für sie. Und für die Menschen, die sie begleiten wird. In Gesprächen mit Becki wird klar: Auch in einem System aus Fürsorge und Professionalität sind Gefühle erlaubt. Erwartungsdruck. Versagensangst. Und das leise Eingeständnis, dass man nicht immer stark sein muss.

„Ich dachte, ich bin am Ende – dabei war es der Anfang.“

Diese Doppelfolge funktioniert wie ein emotionaler Resonanzkörper. Ellas Herzklopfen überträgt sich auf die Zuschauer. Lindas Einsamkeit spiegelt sich in jedem Blick. Und dazwischen: echte, feine Momente zwischen den Figuren. Gespräche, die nicht schreien – sondern wirken.

Die Serie zeigt mit chirurgischer Präzision, wie eng Medizin und Menschlichkeit zusammenhängen. Die Praxis ist nicht nur ein Ort für Blutdruck und Diagnosen – sie ist ein Ort, an dem das Leben selbst verhandelt wird. Wo Nähe entsteht. Wo Verlust spürbar wird. Und wo Heilung beginnt.

Am Ende bleibt das Gefühl, dass sich etwas verschoben hat. Chris hat Grenzen überschritten – nicht unprofessionell, sondern menschlich. Linda hat sich selbst neu erfunden. Und wir als Zuschauer bleiben zurück mit einer Frage, die lange nachwirkt:

Wie viel Mut braucht es, um sich selbst zu retten – bevor man andere retten kann?